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Ausblick auf die Alpen von der großen Terrasse
Geschichte mit Zukunft

Westerhams Weg von damals bis heute

Erleben Sie über 100 Jahre gelebte Wandelbarkeit in einem der traditionsreichsten Bildungshäuser Bayerns.

Die Geschichte des Tagungshotels Westerham

Kontrastreich und voll von interessanten Geschichten: Das Gebäude, in dem sich die IHK Akademie Westerham befindet, ist ein hoch modernes Tageszentrum in einem besonderen historischen Ambiente. Während heute hier Erwachsene tage oder wochenweise lernen und sich intensiv weiterbilden, bot es über einen Zeitraum von mehr als 40 Jahren Kindern ein temporäres Heim in ländlicher Idylle. Seine ursprüngliche Bestimmung galt weniger der Bildung als der Erholung und Pflege, bedürftige Kinder sollten sich hier wohlfühlen und genesen. Von der schönen Umgebung profitieren die Besucher noch heute. Wer wissen will, was es mit der Historie des Hauses auf sich hat und an welchen Stellen des Gebäudes der Geist vergangener Tage immernoch präsent ist, den laden wir zu einer kleinen Zeitreise ein.

Von den Anfängen bis heute – die wichtigsten Meilensteine

Die Geschichte von Westerham - die Akademie reicht bis ins Jahr 1927 zurück, als das Gebäude als Kinderkurheim der Deutschen Reichsbahn errichtet wurde. Über vier Jahrzehnte fanden hier tausende Kinder Erholung in der gesunden Natur des bayerischen Alpenvorlandes. Nach Schließung des Kurheims 1971 und kurzer Pause erkannte die IHK für München und Oberbayern das Potenzial des idyllischen Standortes. 1974 übernahm sie das Anwesen und entwickelte es zum modernen Bildungs- und Tagungszentrum weiter. Heute verbindet die IHK Akademie Westerham auf einzigartige Weise Tradition und Innovation als Ort des Lernens, der Begegnung und nachhaltiger Veranstaltungen.

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Die Idee Westerham entsteht

Die Deutsche Reichsbahn wollte in der Zwischenkriegszeit einen Erholungsort für Kinder von Bahn- und Postbediensteten schaffen. Die Wahl fiel auf Westerham im bayerischen Voralpenland - ein Dorf, das mit seiner ruhigen Lage, dem weiten Blick auf die Alpen und der unberührten Natur überzeugte. Die Region bot mit ihrem gesunden Klima, weitläufigen Wiesen und schattigen Wäldern ideale Voraussetzungen für ein Kinderkurheim. Der Bahnhof war fußläufig erreichbar, und auch das Dorf Westerham lag nur 20 Minuten entfernt, was eine leichte Anreise für die Kinder ermöglichte.

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Architektur im Einklang mit der Natur

Nach dem Erwerb des Grundstücks entwickelte der Münchner Architekt und Reichsbahnrat Georg W. Buchner (17.1.1890 bis 13.1.1971) ein Konzept, das auf Licht, Luft und naturnahe Gestaltung setzte. Die Gebäude sollten sich harmonisch in die Landschaft einfügen und viel Platz für Bewegung, Spiel und Erholung bieten. Der Bau begann im November 1926. In erstaunlich kurzer Zeit entstand ein Haus, das von Anfang an für das Leben und die Bedürfnisse der Kinder konzipiert war. Bereits im Juli 1927 konnten die ersten Kinder einziehen und das neue Kurheim in Besitz nehmen.

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Ein Wohlfühlortort entsteht

Bereits bei der Planung des Kinderkurheims legte der Architekt großen Wert darauf, eine Atmosphäre zum Wohlfühlen zu schaffen. Große Fenster sorgten für viel Licht, und die Treppenstufen wurden extra der kindlichen Größe angepasst. Das sogenannte Höhensonnenzimmer sowie zahlreiche Spielmöglichkeiten – innen wie außen – boten den Kindern die Möglichkeit, sich schnell einzuleben und geborgen zu fühlen. Die offene Bauweise, freundliche Materialien und die Einbettung in die umgebende Natur förderten das Ankommen und die Erholung während des mehrwöchigen Aufenthalts.

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Bau im Rekordtempo

Das Bauprojekt wurde in bemerkenswert kurzer Zeit realisiert: Vom Baubeginn im Sommer 1926 bis zur Fertigstellung verging weniger als ein Jahr. Möglich wurde dies durch den engagierten Einsatz aller Beteiligten und den Einsatz von Muskelkraft, Pferdegespannen und hochwertigen Baumaterialien. Schon am 11. Juli 1927 zogen die ersten Kinder in das neue Kurheim ein – ein sichtbares Zeichen dafür, wie entschlossen die Reichsbahn das Projekt vorantrieb, um möglichst rasch den Bedarf an Erholungseinrichtungen zu decken.

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Richtfest als gesellschaftliches Ereignis

Das Richtfest markierte einen wichtigen Meilenstein im Bauprozess und wurde gebührend gefeiert. Neben den Bauherren waren auch zahlreiche neugierige Nachbarn aus der Umgebung eingeladen. Das gemeinschaftliche Feiern spiegelte den Stolz und die Freude über das neue Heim wider, das fortan vielen Kindern eine wertvolle Auszeit in gesunder Umgebung ermöglichen sollte. Für das kleine Westerham war das Richtfest ein gesellschaftliches Ereignis, das die Verbundenheit von Bauherren, Architekten und Dorfbevölkerung zum Ausdruck brachte.

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Einzug der ersten Kinder

Mit dem Einzug der ersten Kinder 1927 übernahmen die Ordensschwestern der Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie die Betreuung im Haus. Da deren Mutterhaus im Kloster Mallersdorf in der Nähe von Regensburg liegt, werden sie bis heute als „Mallerdorfer Schwestern“ bezeichnet. Sie wurden zu den wichtigsten Ansprechpartnerinnen für die Kinder und sorgten mit viel Fürsorge und Erfahrung für das Wohl der bis zu 100 kleinen Gäste. Für einen reibungslosen Betrieb des Hauses sorgten außerdem weitere Dienstboten, ein Hausmeister und ein Gärtner.

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Zeitschrift „Der Baumeister“, Ausgabe 1/1928

Nach sorgfältigem Abwägen verschiedener Gelände fiel die Wahl auf ein besonders schönes Fleckchen Erde im Südosten von München, sanft abfallend, offen gegen Süden, und von drei Seiten durch Hochwald gegen Wind geschützt.

Das Leben im Kinderkurhaus Westerham

Über 40 Jahre lang bot das Kurheim den Kindern zu jeder Jahreszeit einen wunderbaren Platz zum Spielen und Entdecken: Im Frühling gab es in Wäldern und auf Wiesen farbenfrohe Natur zu bewundern, im Sommer lud ein großes Planschbecken am Waldrand zum Baden ein. Im Herbst konnte man den Landwirten bei der Ernte zusehen und sobald der erste Schnee gefallen war, wurden die Schlitten herausgeräumt, auf denen sogar die Ordensschwestern gerne eine Fahrt wagten.

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Schlafsaal

Die hellen, großzügigen Schlafsäle boten bis zu 100 Kindern Platz. Frische Luft, viel Tageslicht und liebevoll gestaltete Details sorgten für eine wohnliche Atmosphäre und förderten die Erholung.

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Zimmer

Die kindgerecht eingerichteten Zimmer und Schlafbereiche boten den kleinen Gästen einen Rückzugsort zum Ausruhen, Spielen und Wohlfühlen während ihres Aufenthalts.

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Gemüsegarten

Im großen Gemüsegarten des Kurheims wuchsen frisches Obst und Gemüse, das direkt in der Küche verarbeitet wurde. Die Kinder lernten hier die Natur kennen und halfen oft begeistert bei der Gartenarbeit mit.

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Küche

In der hauseigenen Küche wurde täglich frisch gekocht. Der Speisesaal war Treffpunkt für alle Kinder - hier gab es gesunde, ausgewogene Mahlzeiten und gemeinsames Beisammensein.

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Impressionen aus dem Kinderleben

Der Alltag im Kurheim war geprägt von fröhlichem Miteinander, Spielen im Freien und spannenden Ausflügen in die oberbayerische Natur. Gemeinsame Wanderungen, Ernteaktionen oder das Planschen im hauseigenen Becken machten den Aufenthalt für die Kinder zu einer unvergesslichen Zeit.

Historische Einrichtung bis heute

Auch wenn das Kinderkurheim längst Geschichte ist, lebt die Vergangenheit im Gebäude weiter. Viele historische Elemente - wie originale Holzarbeiten, das alte Treppengeländer oder liebevolle Details an Türen und Fenstern - sind bis heute erhalten und erinnern an die Anfänge des Hauses. So verbindet die Akademie Westerham Geschichte und Moderne unter einem Dach.

Vom Kinderkurheim zum Bildungszentrum

Nach Schließung des Heims bemühte sich die Bun­desbahn-Versicherungsanstalt als Eigentümerin um Kaufinteressenten. 1974 erwarb die IHK für München und Oberbayern das weitläufige Anwe­sen. Seit den 1950er-Jahren war das Thema „Beruf­liche Weiterbildung" konstant wichtiger geworden, und für die vielfältigen Veranstaltungen der IHK sollten neue Räumlichkeiten gefunden werden. Für das ehemalige Kinderheim sprach die zentrale und landschaftlich reizvolle Lage im IHK-Bezirk, der für Seminarzwecke gut geeignete große Altbau und der beeindruckende alte Baumbestand.

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Gesellschaftlicher Umbruch und neue Herausforderungen

In den 1960er Jahren änderten sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen: Die allgemeine Gesundheitsversorgung verbesserte sich, und klassische Kinderkuren wurden weniger nachgefragt. Auch die Vorstellungen von Betreuung und Pädagogik wandelten sich. Diese Entwicklungen führten dazu, dass das Kinderkurheim 1971 nach über 40 Jahren geschlossen wurde. Damit endete eine prägende Ära in Westerham.

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Neuausrichtung für eine neue Generation

Nach der Schließung des Kinderkurheims stand das Anwesen zunächst leer. Doch schon bald wurde das Potenzial des traditionsreichen Gebäudes erkannt. Die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern übernahm 1974 das Haus mit dem Ziel, einen modernen Ort für Bildung und Begegnung zu schaffen. Die ruhige Lage, die gute Erreichbarkeit und die naturnahe Umgebung überzeugten auch bei diesem neuen Konzept.

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Neues Leben als Bildungs- und Tagungszentrum

Das Architekturbüro Rach und Gollwitzer baute in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Cronauervon 1975 bis 1977 den Komplex nach den neuen Bedürfnissen um. Das bestehende Gebäude solltedabei weitestgehend erhalten bleiben, außerdem wünschte sich der neue Eigentümer eine klare Trennung von Seminar-, Wohn- und Büroräumen. Die Küche und der Speisesaal wurden ebenfalls zunächst übernommen und weiter genutzt.

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Innovativer Lernort mit Geschichte

Seit der Eröffnung als Bildungszentrum 1977 wurde die Akademie Westerham stetig erweitert. Durch Anbauten kamen zusätzliche Seminarräume hinzu, später folgten Restaurant und Schwimmbad. Eine umfassende Renovierung von 1998 bis 2003 verlieh dem Haus modernen Komfort, während viele historische Details erhalten blieben. So vereint die Akademie heute Tradition, Innovation und ein besonderes Ambiente.

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Sie möchten noch tiefer in die bewegte Geschichte von Westerham – die Akademie eintauchen? Unsere Broschüre mit vielen weiteren Informationen und historischen Bildern steht Ihnen als PDF zum Download bereit.

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